Trope Talk - romantisch oder gruselig?

Guten Tag Leseratten und Bücherwürmer! Heute habe ich meinen zweiten Trope Talk für euch. Schön, dass ihr wieder dabei seid! Ich habe heute drei Tropen (ja, das ist die richtige Pluralform, jedenfalls laut Duden), die romantisch sein sollten, bei genauem Hinschauen aber bloss gruselig sind. Viel Spass!😸

1. Jemanden im Schlaf beobachten

Ich weiss nicht, wie es euch damit geht, aber ich empfinde das, als alles andere als romantisch. Klar ist es eine Sache, wenn jemand den Partner für zwei, drei Minuten schlafen lässt, während man selbst schon wach ist und ihn beobachtet. Aber es gibt ein paar Autoren, die diese fragwürdige Gewohnheit auf die Spitze treiben. Ihr könnt euch sicher vorstellen, auf was ich hier anspiele: Edward aus Twilight.

In der einen Szene bricht Edward in Bellas Zimmer ein, um ihr beim Schlafen zuzuschauen. Und dann sagt er, dass er das nur für die letzten paar Wochen (ich kann mich nicht an den genauen Wortlaut erinnern) getan hat.

Beim besten Willen ist es mir unmöglich mir vorzustellen, wir irgendjemand voller Glück aufseufzen und «oh wie süss!» rufen kann.

Wenn sich jemand in mein Schlafzimmer schliche und mir gestünde, dass er das schon viele Male getan, um mir die ganze Nacht beim Schlafen zuzusehen (nicht, dass das jemand wollen würde, ich sabbere ganz furchtbar :), würde ich dieser Person erstmal mit einem Buch eins überziehen und dann die Polizei anrufen. Ich glaube es gibt einen Ausdruck für so etwas: Stalking.

2. Beziehungen mit ungleichen «Machtverhältnissen»

Mit «ungleichen Machtverhältnissen» meine ich hier Charaktere, die auf einer ganz anderen Stufe stehen. In Fantasy bedeutete das für mich zum Beispiel, dass der eine der mächtigste Magier ist und der andere bringt es gerade so fertigbringt, nicht über seine Füsse zu stolpern. Das kann aber auch in YA-Büchern auftreten. Etwas vom Schlimmsten finde ich hier die Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern.  Schauen wir uns ein Beispiel an:

Twilight (wieso landen wir immer wieder bei Twilight? Es ist ein Fluch), in Twilight könnten die Machtverhältnisse nicht unterschiedlicher sein. Wir sprechen jetzt von der Zeit, bevor Bella zum Vampir wurde. Edward ist ein uralter Vampir, es ist unglaublich schnell, stark und kann Gedanken lesen. Bella… ist nichts von all dem. Natürlich ist sie deswegen kein schlechter Charakter, aber ihre Beziehung geht für mich nicht auf. Es ist immer Edward, der sie rettet und nicht umgekehrt. Bella beginnt dann danach zu streben, ein Vampir zu werden. Natürlich kann man das einfach darauf zurückführen, dass sie für immer mit Edward zusammen sein will, aber für mich hat es auch ganz klar damit zu tun, dass sie einsieht, dass ihre Beziehung sonst nicht funktionieren kann. Wenn man seinem Partner so ausgeliefert ist wie Bella Edward, hat diese Beziehung einfach nichts Gesundes an sich.

Ich sage nicht, dass Beziehungen zwischen ungleichen Wesen oder Charakteren nicht funktionieren können. Häufig sind diese Beziehungen sogar sehr interessant und machen eine gute Geschichte. So zum Beispiel in Firelight von Sophie Jordan. Dort geht es um eine Draki, das sind Menschen, die sich in eine Art Drachen verwandeln können, und einen Drakijäger. Die beiden stehen auf komplett verschiedenen Seiten, aber keiner ist dem anderen überlegen. Sie sind sich ebenbürtig. Die beiden sind sich auf einer physischen Ebene ebenbürtig. Das muss nicht immer sein, ist aber von grossem Vorteil. Es kann funktionieren, dass der eine in einer Machtposition ist, aber dann müssen sie sich emotional auf Augenhöhe gegenüberstehen und das ist häufig nicht der Fall.

3. Stoppt die Hochzeit!

Das ist etwas, was man des Öfteren in Filmen sieht. Zwei Charaktere sind zusammen, dann kommt ein anderer ins Bild, in den sich die Protagonistin verliebt. Dann aber hat sie schon die Hochzeit mit Love-Interest 1 geplant. Danach folgt Drama, Drama, Drama.

Sobald die Protagonistin dann mit Love-Interest 1 vor dem Altar steht und der Pfarrer fragt, ob es irgendwelche Einwände gegen die Hochzeit gäbe, stürmt Love-Interest 2 in den Saal. Keuchend und mit verstrubelten Haaren trägt er eine rührende Rede vor, von wegen, dass er die Protagonistin schon immer geliebt hat, aber bloss zu ignorant war, das zu erkennen, bla bla bla…

Natürlich gibt die Braut dem Bräutigam den Laufpass und wirft sich unter Tränen in die Arme von Love-Interest 2.

Ja, ich kann schon verstehen, wieso man diesen Tropus einbauen will: Es ist über die Massen dramatisch. Gerade wenn alles seinen Höhepunkt erreicht, die Spannung ins Unermessliche gesteigert wird, genau dann kann Love-Interest 2 seinen finalen Auftritt haben.

Aber nun mal ehrlich, wenn das jemand auf meiner Hochzeit machte, schlüge ich ihm erstmal meinen Blumenstrauss um die Ohren. Schon mal etwas von Timing gehört? Eine Hochzeit zu planen, kostet viel Zeit, Nerven und vor allem eine Menge Geld. Dann steht man dort vor alle seinen Freunden und Verwandten und was? Man rennt einfach weg? Wohin denn? Oder kann man vielleicht den Zylinder des Bräutigams an Love-Interest 2 vergeben und die Hochzeit recyceln?

Und was ist mit Love-Interest 1? Den armen Kerl lassen sie mit all den Rechnungen und verwirrten Hochzeitsgästen stehen, während das Traumpaar in den Sonnenuntergang davon reitet…

Das war’s auch schon von mir. Habt ihr auch solche Tropen, die als romantisch verkauft werden, euch aber seltsam, gruselig und dumm erscheinen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.💖