Donnerstag, 2. August 2018

Ich mache Eselsohren in meine Bücher!

Guten Tag Mob von Bücherwürmern, der jeden Moment mit Mistgabeln und brennenden Fackeln vor meinem Haus auftauchen wird! Ich hoffe euch allen geht es gut und ihr werdet nicht zertrampelt oder von aus Versehen von einer Mistgabel gepiekt. Heute geht es um das Thema "Ich mache Eselsohren in meine Bücher", bevor ihr entscheidet mich am auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, lest euch den Beitrag durch und denkt kurz darüber nach.
Los geht’s! Wie heisst es schliesslich so schön: Facilis descensus averni.😈

Ja, das ist ein echtes Eselsohr
Uups...
Es lebe das Lesen ohne
Angst vor Leserillen

Wir leben in einer freien Welt, ihr könnt alles tun und lassen, was ihr wollt, solange ihr damit nicht die Freiheit oder das Wohlergehen eines anderen einschränkt.

Die Bookcommunity ist sehr sensibel, wenn es um ihre Schätz (Bücher) geht. Kaputte Bücher, dreckige Bücher, zerstörte Bücher, verbrannte Bücher, zerrissene Bücher, durchs Zimmer geschmissene Bücher, angemalte Bücher, verkritzelte Bücher, nasse Bücher, fleckige Bücher, die Liste ist endlos. Alle Bücher müssen perfekt sein, sonst sterben wir. Oder Schlimmeres.

Ich sage wir, weil auch so dachte. Beim Lesen von Taschenbüchern muss man in der ständigen Angst leben, plötzlich eine Leserille zu machen. Vom Lieblingsbuch besitzt man natürlich zwei Ausgaben, damit man die eine lesen kann und die andere für immer in perfektem Zustand bleibt. Tee trinken während dem Lesen ist ein No-Go. Schliesslich konnte man ihn verschütten und die kostbaren weissen Seiten beflecken. Dasselbe mit Kerzen. In Bücher schreiben oder eine Stelle mit Textmarker hervorheben: Kapitalverbrechen. Post-it-Zettelchen sind in Ordnung, solange man sie sorgfältig wieder entfernen kann und sie keine Rückstände hinterlassen. Um wirklich korrekt zu sein sollten die Bücher immer mit einem Helm geschützt und mit Folie umwickelt sein, sodass bei allfälligem 
Fallenlassen keine unerwünschten Ecken entstehen.

Klingt verrückt? Ja, das ist mir kürzlich auch aufgefallen. Ich erinnere mich daran, wie meine kleine Schwester eines meiner Bücher hat fallengelassen. Es war ein Taschenbuch und von da an hatte das Cover einen Knick. Sie verstecke es hinter der Mikrowelle, sodass ich nichts bemerken würde. Natürlich habe ich es trotzdem bemerkt. Tatsächlich dachte ich in diesem Moment, der Tod wäre die gnädigere Option.

Oder an das Fotoshooting, das ich letzten Herbst durchgeführt habe. Ich hielt meine Ausgabe von «Die Schule der Nacht» in die Höhe um das perfekte Foto schiessen zu können. Logischerweise habe ich das Buch nicht halten können und es landete im Schlamm. Seitdem hat es überall braune Matschflecken. Es wird euch nicht überraschen, dass ich damals fast in Tränen ausgebrochen bin.
Bis mir irgendwann aufgefallen ist, wie unnötig das ist. Ja, meine Bücher haben eingedrückte Ecken, Flecken, Eselsohren und Kritzeleien. Aber soll euch etwas sagen? Das kann euch allen sowas von egal sein. Was uns zu einem anderen Moment in meinem seltsamen, kleinen Leben führt. Den Tag, als ich das erste Mal in ein Buch geschrieben habe. Ich sass an meinem Schreibtisch, meine Hand, die einen billigen Kugelschreiber hielt zitterte. Dann kritzelte ich ein Herz auf die Seite. Fertig. Hat mich der Blitz getroffen? Nein. Werde ich dafür den Rest meines Lebens in der Hölle schmoren? Ich habe keine Ahnung, aber ganz ehrlich, wenn der Teufel höchst persönlich meine kriminelle Laufbahn verfolgt, will ich mich nicht beschweren.

Ich verstehe, wenn jemand nicht will, dass seine Bücher auch nur den kleinsten Makel haben und stundenlang in der Buchhandlung herumstehen, um die perfekteste Ausgabe zu finden. Was ich aber nicht verstehe ist, wieso es andere interessiert, was ich mit meinen Büchern tue. Ich wiederhole es gerne nochmals für euch: Es sind MEINE Bücher. Falls ihr nicht vorhabt bei mir einzubrechen und mich für all meine beschädigten Bücher zur Schnecke zu machen, dann werdet ihr sie nie in der Hand haben müssen. Ihr müsst sie nicht mal anschauen oder darüber nachdenken. Was interessiert euch also die umgeknickte Ecke oder der Kaffeefleck auf meiner Ausgabe von Sturmhöhe? Für mich ist das absolut kein Problem. Denn diese Besonderheiten sind, was das Buch zu meinem Buch machen. Wenn meine Ausgabe von Emily Brontes Klassiker in einem Haufen anderer Ausgaben läge, könnte ich meine genau herausfischen und glücklich mit nachhause nehmen. Dann öffne ich es und denke daran zurück wie der Kaffeefleck entstanden ist: Ich las gerade eine besonders nervenaufreibende Stelle und war so wütend, dass ich mein Getränk ausspuckte (okay, ich gebe zu, das ist nicht wirklich passiert, aber ihr seht was ich meine). Wenn ich das Buch dann nochmals lese, kann ich mich an all die Gefühle erinnern, die ich beim ersten Mal hatte. Dazu braucht ihr natürlich keine Kaffeeflecken, aber für mich sind das Erinnerungen an Liebes-, oder gelegentlich auch Hassbekundungen für ein Buch. Wie Fotos, die man in ein Album klebt.

Natürlich will ich damit nicht sagen, dass ihr alle eure Bücher in Matschpfützen werfen oder in Tee tränken sollt (was aber nicht heisst, dass ihr das nicht tun dürft, solltet ihr das Verlangen danach verspüren. Behaltet einfach im Hinterkopf, dass die Zeilen danach nicht mehr lesbar sein könnten). Tut mit euren Büchern, war ihr mit eueren Büchern tun wollt und lasst andere Leute mit ihren Büchern tun, was sie mit ihren Büchern tun wollen.

Das ist auch schon alles, was ich zu dem Thema zu sagen habe. Entschuldigt mich nun bitte, ich muss noch ein paar Eselsohren falten gehen.😇




1 Kommentar:

  1. Oh da hast du ja sowas von Recht! Es ist ultra anstrengend auf seine Bücher aufzupassen und auch wenn ich Leserillen vermeide, sind die Bücher trotzdem da um gelesen zu werden und nicht um perfekt auszusehen. Ich schreibe auch manchmal in meine Bücher oder unterstreiche mir besonders wichtige Passagen und ich wurde auch noch nicht vom Teufel heimgesucht. Ich kann dich da voll verstehen und ich habe auch längere Zeit gebraucht um das zu verstehen.

    Liebe Grüße
    Ila von buechertunnel.blogspot.de

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