Los geht’s! Wie heisst es schliesslich so schön: Facilis
descensus averni.😈
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Ja, das ist ein echtes Eselsohr |
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Uups... |
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Es lebe das Lesen ohne Angst vor Leserillen |
Wir leben in einer freien Welt, ihr könnt alles tun und
lassen, was ihr wollt, solange ihr damit nicht die Freiheit oder das
Wohlergehen eines anderen einschränkt.
Die Bookcommunity ist sehr sensibel, wenn es um ihre Schätz
(Bücher) geht. Kaputte Bücher, dreckige Bücher, zerstörte Bücher, verbrannte
Bücher, zerrissene Bücher, durchs Zimmer geschmissene Bücher, angemalte Bücher,
verkritzelte Bücher, nasse Bücher, fleckige Bücher, die Liste ist endlos. Alle
Bücher müssen perfekt sein, sonst sterben wir. Oder Schlimmeres.
Ich sage wir, weil auch so dachte. Beim Lesen von Taschenbüchern
muss man in der ständigen Angst leben, plötzlich eine Leserille zu machen. Vom
Lieblingsbuch besitzt man natürlich zwei Ausgaben, damit man die eine lesen kann
und die andere für immer in perfektem Zustand bleibt. Tee trinken während dem
Lesen ist ein No-Go. Schliesslich konnte man ihn verschütten und die kostbaren
weissen Seiten beflecken. Dasselbe mit Kerzen. In Bücher schreiben oder eine
Stelle mit Textmarker hervorheben: Kapitalverbrechen. Post-it-Zettelchen sind
in Ordnung, solange man sie sorgfältig wieder entfernen kann und sie keine
Rückstände hinterlassen. Um wirklich korrekt zu sein sollten die Bücher immer
mit einem Helm geschützt und mit Folie umwickelt sein, sodass bei allfälligem
Fallenlassen keine unerwünschten Ecken entstehen.
Klingt verrückt? Ja, das ist mir kürzlich auch aufgefallen.
Ich erinnere mich daran, wie meine kleine Schwester eines meiner Bücher hat
fallengelassen. Es war ein Taschenbuch und von da an hatte das Cover einen
Knick. Sie verstecke es hinter der Mikrowelle, sodass ich nichts bemerken
würde. Natürlich habe ich es trotzdem bemerkt. Tatsächlich dachte ich in diesem
Moment, der Tod wäre die gnädigere Option.
Oder an das Fotoshooting, das ich letzten Herbst durchgeführt
habe. Ich hielt meine Ausgabe von «Die Schule der Nacht» in die Höhe um das
perfekte Foto schiessen zu können. Logischerweise habe ich das Buch nicht
halten können und es landete im Schlamm. Seitdem hat es überall braune Matschflecken.
Es wird euch nicht überraschen, dass ich damals fast in Tränen ausgebrochen bin.
Bis mir irgendwann aufgefallen ist, wie unnötig das ist. Ja,
meine Bücher haben eingedrückte Ecken, Flecken, Eselsohren und Kritzeleien. Aber
soll euch etwas sagen? Das kann euch allen sowas von egal sein. Was uns zu einem
anderen Moment in meinem seltsamen, kleinen Leben führt. Den Tag, als ich das
erste Mal in ein Buch geschrieben habe. Ich sass an meinem Schreibtisch, meine
Hand, die einen billigen Kugelschreiber hielt zitterte. Dann kritzelte ich ein
Herz auf die Seite. Fertig. Hat mich der Blitz getroffen? Nein. Werde ich dafür
den Rest meines Lebens in der Hölle schmoren? Ich habe keine Ahnung, aber ganz
ehrlich, wenn der Teufel höchst persönlich meine kriminelle Laufbahn verfolgt,
will ich mich nicht beschweren.
Ich verstehe, wenn jemand nicht will, dass seine Bücher auch
nur den kleinsten Makel haben und stundenlang in der Buchhandlung herumstehen, um
die perfekteste Ausgabe zu finden. Was ich aber nicht verstehe ist, wieso es
andere interessiert, was ich mit meinen Büchern tue. Ich wiederhole es gerne
nochmals für euch: Es sind MEINE Bücher. Falls ihr nicht vorhabt bei mir einzubrechen
und mich für all meine beschädigten Bücher zur Schnecke zu machen, dann werdet
ihr sie nie in der Hand haben müssen. Ihr müsst sie nicht mal anschauen oder darüber
nachdenken. Was interessiert euch also die umgeknickte Ecke oder der Kaffeefleck
auf meiner Ausgabe von Sturmhöhe? Für mich ist das absolut kein Problem. Denn
diese Besonderheiten sind, was das Buch zu meinem Buch machen. Wenn meine
Ausgabe von Emily Brontes Klassiker in einem Haufen anderer Ausgaben läge,
könnte ich meine genau herausfischen und glücklich mit nachhause nehmen. Dann
öffne ich es und denke daran zurück wie der Kaffeefleck entstanden ist: Ich las
gerade eine besonders nervenaufreibende Stelle und war so wütend, dass ich mein
Getränk ausspuckte (okay, ich gebe zu, das ist nicht wirklich passiert, aber
ihr seht was ich meine). Wenn ich das Buch dann nochmals lese, kann ich mich an
all die Gefühle erinnern, die ich beim ersten Mal hatte. Dazu braucht ihr
natürlich keine Kaffeeflecken, aber für mich sind das Erinnerungen an Liebes-,
oder gelegentlich auch Hassbekundungen für ein Buch. Wie Fotos, die man in ein
Album klebt.
Natürlich will ich damit nicht sagen, dass ihr alle eure Bücher
in Matschpfützen werfen oder in Tee tränken sollt (was aber nicht heisst, dass
ihr das nicht tun dürft, solltet ihr das Verlangen danach verspüren. Behaltet
einfach im Hinterkopf, dass die Zeilen danach nicht mehr lesbar sein könnten).
Tut mit euren Büchern, war ihr mit eueren Büchern tun wollt und lasst andere Leute
mit ihren Büchern tun, was sie mit ihren Büchern tun wollen.
Das ist auch schon alles, was ich zu dem Thema zu sagen
habe. Entschuldigt mich nun bitte, ich muss noch ein paar Eselsohren falten
gehen.😇
Oh da hast du ja sowas von Recht! Es ist ultra anstrengend auf seine Bücher aufzupassen und auch wenn ich Leserillen vermeide, sind die Bücher trotzdem da um gelesen zu werden und nicht um perfekt auszusehen. Ich schreibe auch manchmal in meine Bücher oder unterstreiche mir besonders wichtige Passagen und ich wurde auch noch nicht vom Teufel heimgesucht. Ich kann dich da voll verstehen und ich habe auch längere Zeit gebraucht um das zu verstehen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ila von buechertunnel.blogspot.de