Donnerstag, 27. September 2018

Eine Portion Zynismus hat noch nie geschadet! {Interview mit Dominik Meier}

Guten Morgen Bücherwürmer! Heute habe ich ein ganz besonders interessantes Interview für euch. Dominik Meier, der Autor des Romans "Tumor",  hat sich Zeit genommen, um ein paar Fragen zu beantworten. Im Interview spricht er unter anderem über Vorurteile und die Möglichkeiten, die ihm der Besitz einer Zeitmaschine eröffnen würde. Offen und ehrlicher erzählt er von den Sonnen- und Schattenseiten des Autorendaseins. Viel Spass!😊💖

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das klingt vielleicht etwas klischeehaft, aber irgendwann hatte ich einfach das Bedürfnis, zu schreiben. Ich habe mich dann vor gut dreizehn Jahren an meinen Computer gesetzt und angefangen, eine Fantasy-Geschichte „niederzuschreiben“. Dieses Machwerk erfüllt zwar jedes Kriterium einer literarischen Katastrophe, aber seither habe ich einfach nicht mehr aufgehört. (Und hoffe, dass ich auch besser geworden bin.)

Womit hast du beim Schreibprozess Mühe?
Überarbeiten! Ich hasse die Überarbeitung von ganzem Herzen. Dabei passiert es mir nämlich ständig, dass ich gefühlte Ewigkeiten vor einer Szene sitze, die mir an sich gut gefällt, und mir trotzdem überlege, was man noch besser machen könnte. Das ist manchmal nur ein Wort oder ein Halbsatz, der mir fehlt, aber es zieht sich. Für die Überarbeitung brauche ich deswegen in der Regel genauso lange wie fürs Schreiben selbst und das kostet mich einige Disziplin.

Bist du ein Plotter/Planner oder ein Pantser?
Ein Plotser vielleicht? :D Ich denke, ich finde mich da ziemlich mittendrin wieder. Mit Tendenz zum Pantser. Ich weiß zwar meistens grob, wo es hingehen soll, aber alles andere überlege ich mir auf dem Weg. Aber ich muss zugeben, dass ich oft genug in Sackgassen renne, aus denen ich nur schwer wieder rauskomme.

Wieso hast du dich fürs Selfpublishing entschieden?
Ganz ehrlich? Ich konnte leider keine Agentur und keinen Verlag finden. Mir wurde oft gesagt, dass die Thematiken meiner Bücher (ich schreibe hier bewusst im Plural, weil ich es mit mehreren Büchern probiert habe) nicht für den Massenmarkt taugen. Das kann ich mir in Zeiten von Büchern wie der erfolgreichen Metro-Serie zwar nicht unbedingt vorstellen, aber ich stecke natürlich nicht im marktwirtschaftlichen Entscheidungsprozess der Agenturen drin.

Was hältst du von den Vorurteilen gegenüber Selfpublishing?
Ich kann verstehen, wenn jemand Selfpublishern gegenüber skeptisch ist. Es gibt einige Selfpublisher, deren Werke grundlegenden literarischen, orthographischen oder grammatikalischen Basics widersprechen. Klar, als Selfpublisher hat man in der Regel ein paar mehr Fehler im Buch, weil man als Autor irgendwann betriebsblind wird und der professionelle Lektor fehlt, aber leider gibt es trotzdem einige schwarze Schafe, die den Ruf aller anderen mit herunterziehen. Man muss als ernsthafter Autor deswegen genug Durchhaltevermögen und Frustresistenz mitbringen, um sich aus der Masse hervorzuheben. Ich kann alle Autoren verstehen, die sich dagegen entscheiden. Es ist anstrengend, und oft genug nervenzerfetzend und frustrierend, wenn man versucht, alles alleine zu machen. Gerade das Marketing sollte man nicht unterschätzen.

Dein meistgehasstes Klischee gegenüber Autoren?
Dass es ein einfacher Job sei und man als Autor den ganzen Tag Tee trinkend im Café sitze und sich seinen gedanklichen Ergüssen hingebe. Solche Schreiberlinge gibt es sicher, aber die Regel ist es nicht. Ich kriege ab und zu mal zu hören, dass das keine richtige Arbeit sei, was ich mache. Da würde ich den Leuten gerne sagen, dass die meisten Autoren, insbesondere diejenigen, die vom Schreiben leben, deutlich mehr als eine 40- oder auch eine 50-Stunden-Woche arbeiten.

Hast du ein Lektorat oder Korrektorat machen lassen? Wenn ja, was für Erfahrungen hast du damit gemacht?
Das Lektorat habe ich bei „Tumor“ selber gemacht und mache ich auch bei allen anderen Büchern selbst. Meine Frau liest anschließend die finale Version nochmal durch und unterstützt mich damit. Professionelle Lektorate habe ich noch nicht in Anspruch genommen, kann aber jeden verstehen, der sich dazu entscheidet. Lektorieren ist wirklich eine sehr anstrengende und zeitintensive Tätigkeit.
Angenommen du bist im Besitz einer Zeitmaschine und könntest damit in die Vergangenheit reisen. Was würdest du deinem früheren Ich bezüglich des Schreibens und Veröffentlichens sagen?
Puh. Echt eine schwierige Frage! Auf jeden Fall, dass mein altes Ich sich von den Absagen der Agenturen nicht so runterziehen lassen soll und dass das Selfpublishing nicht der unüberwindbare Moloch ist, der es auf den ersten Blick zu sein scheint. Man kriegt alles hin. Ach und Bub, spar dir die sauteure Werbung auf der Website, über die du nachdenkst, denn die wird nichts bringen! :D

Du könntest für den Rest deines Lebens nur noch eine der beiden Tätigkeiten ausüben: Lesen oder Schreiben?
Schreiben. Ganz eindeutig. Sonst hätte ich ehrlich Angst davor, dass mein Kopf platzt.

Welche Schwierigkeiten ergeben sich, wenn man vom Schreiben leben will? Ist der Druck und die Ungewissheit am Autorendasein ein Problem für dich?
Ja. Es kostet mich oft sehr viel Kraft, immer und immer wieder den Zweifeln zu widerstehen und weiter an mich zu glauben. Es gibt gute Tage und schlechte. Ich sehe meine Freunde, die beruflich durchstarten, Häuser bauen und sich auch mal was gönnen. Da kommt man schon ins Grübeln. Aber dann denke ich einfach daran, dass ich als studierter Historiker auf dem Arbeitsmarkt sowieso nur Mindestlohn verdienen würde – wenn überhaupt. Ich habe das ja bereits hinter mir und mich schließlich aus dem Grund dazu entschlossen, es lieber als Autor zu versuchen. Und der Gedanke, dass ich auch mies verdienen kann, während ich das mache, was mir Spaß macht, gibt mir Kraft. Eine gute Portion Zynismus hat noch nie geschadet! J

Welche Ziele hast du als Autor noch?
Ich möchte gerne einen Status quo erreichen, bei dem ich von meinen Büchern leben kann. „Tumor“ hat für den Debütroman eines Selfpublishers zwar wirklich einen sehr, sehr guten Start hingelegt, aber das alleine reicht natürlich nicht. Damit würden für mich die Zweifel und die Ungewissheiten wegfallen, womit ich dann eigentlich meinen Traum geschafft hätte. Ich wollte schon immer vom Schreiben leben und das ist auch jetzt noch mein großes Ziel. Und wenn ich vielleicht irgendwann nach den Sternen greifen darf, dann würde mich eine Verfilmung oder eine Videospiel-Adaption eines meiner Bücher unglaublich freuen. 

Wenn ihr noch mehr über den Autor erfahren wollt, dann schaut auf seiner Website vorbei: https://dominik-meier.com/.



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