Dienstag, 2. Oktober 2018

Rezension NSA

*Werbung, unbezahlt
Guten Tag Leseratten und Bücherverrückte! Schön, dass ihr wieder mal den Weg zu meinem Blog gefunden habt. Heute habe ich wieder eine Rezension für euch. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Ich würde euch ja viel Spass beim Durchlesen wünschen, aber ist es keine besonders spassige Rezension, deshalb fangen wir einfach an.

Eckdaten

Titel: NSA – Nationales Sicherheits-Amt
Autor: Andreas Eschbach
Format: Gebunden
Seitenzahl: 795
Verlag: Lübbe
Preis: 22.90 Euro


Der Autor

Andreas Eschbach, geboren am 15.09.1959 in Ulm, ist verheiratet, hat einen Sohn und schreibt seit seinem 12. Lebensjahr.

Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma.
Als Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung "für schriftstellerisch hoch begabten Nachwuchs" schrieb er seinen ersten Roman "Die Haarteppichknüpfer", der 1995 erschien und für den er 1996 den "Literaturpreis des Science-Fiction-Clubs Deutschland" erhielt. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller "Das Jesus-Video" (1998), der im Jahr 1999 drei literarische Preise gewann und zum Taschenbuchbestseller wurde. ProSieben verfilmte den Roman, der erstmals im Dezember 2002 ausgestrahlt wurde und Rekordeinschaltquoten bescherte. Mit "Eine Billion Dollar", "Der Nobelpreis" und zuletzt "Ausgebrannt" stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Thriller-Autoren auf.

Nach über 25 Jahren in Stuttgart lebt Andreas Eschbach mit seiner Familie jetzt seit 2003 als freier Schriftsteller in der Bretagne.


Inhalt

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werdenErst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...
Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung? 


Meine Meinung

Cover und Titel: Beginnen wir mit dem Harmlosesten. Das Cover und allgemein die Gestaltung des Buches gefallen mir sehr gut. Das Logo des NSA mit dem Auge wirkt irgendwie unheimlich und die Farbwahl erscheint mir sehr gelungen.

Der Titel ist in Ordnung. Witzig dabei finde ich die Schreibweise Nationales-Sichtheits-Amt. Denn natürlich könnte man das heute auch einfach zusammenschreiben, also Nationales-Sicherheitsamt.

Schreibstil: Eine weitere lustige Schreibweise lässt sich in Eschbachs Werk finden: Komputer. Jedes Mal, wenn dieses Wort erwähnt wird, was ziemlich oft ist, musste ich kurz grinsen.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat eine starke und vor allem konstante Stimme, der man ihre Erfahrung anmerkt.

Inhalt: Ich habe dieses Buch beim Verlag angefragt, weil ich mich sehr für Geschichte und Politik interessiere. Die Frage, was moderne Technologien im zweiten Weltkrieg hätten bewirken können faszinierte mich, weshalb ich mich sehr darüber freute, das Buch in meinem Briefkasten vorzufinden.

Allerdings handelt es sich bei «NSA» nicht ganz um das, was ich erwartete.

Kommen wir zuerst dazu, was mir gefallen hat. Die Grundidee des Buches ist sehr interessant. Die Welt, die Eschbach erschaffen hat, ist ziemlich schlüssig und gut erklärt. Zu lesen, wie die Technologien eingesetzt werden könnten war höchst interessant, aber nicht minder schockierend. Besonders klug fand ich, wie er zum Beispiel den Fall von Sophie Scholl und den restlichen Mitgliedern der weissen Rose in seine Geschichte einfliessen liess.

Die Möglichkeiten zur Überwachung, die die Mitarbeiter des NSA austüftelten sind äussert raffiniert und gut ausgearbeitet. Bis zum Schluss weiss man eigentlich nicht, ob die Deutschen den Krieg gewinnen werden oder nicht. Ich sage nur so viel, dass das Ende furchteinflössend ist.

Allerdings gab es auch ein paar Dinge, die mich störten. Ich dachte es würde bei diesem Buch vorrangig und den Krieg und den Einsatz der modernen Technologien gehen. Allerdings drehte sich die Geschichte stark um die Privatleben von Helene und Lettke. Das bietet zwar einzigartige Ereignisse Einblicke in den Krieg, aber keine objektive Sicht.

Charaktere: Helene Bodenkamp und Eugen Lettke sind die Protagonisten dieser Geschichte. Ich muss sagen, ich hatte mit beiden so meine Probleme.

Beginnen wir mit Helene, das ist einfacher: Am Anfang war sie mir einigermassen sympathisch. Sie machte zwar nicht viel, ergriff keine Initiativen und lebte ihr Leben, schön und gut. Als sie ihre Leidenschaft, das Programmieren, entdeckte begann sie in meinen Augen zunehmend interessanter zu werden. Sobald sie anfing, sich selbst Gedanken zu machen, über ihren Führer und seine Methoden, mochte ich sie. Bis die gute Helene alles zerstören musste.

Zitat, Seite 383: Irgendwie kränkte es sie auch, dass Lettke nicht Unanständiges von ihr gewollt hatte. War das überhaupt das richtige Wort – gekränkt? Oder besser: beleidigt.»

Ich weiss nicht, was sich der Autor hierbei gedacht hat. Das hat Helenes Charakter für mich kaputtgemacht. Niemand würde so etwas sagen. Niemand auf der Welt wäre gekränkt, weil eine andere Person sie nicht vergewaltigen will. Niemand! Das ist einfach nur krank.

Gegen Ende hin, als Helene dann doch noch Rückgrat bewies, konnte ich sie wieder etwas mehr ins Herz schliessen. Aber diese Aussage wäre einfach nicht nötig gewesen und ich verstehe nicht, inwiefern sie in irgendeiner Weise zur Geschichte beiträgt.

Eugen Lettke: Wo soll ich anfangen? Ich hatte ungefähr zwei Seiten Mitleid mit dem Kerl, von da an ging es nur noch bergab. Die Tatsache an sich, dass ich Lettke aus ganzem Herzen gehasst habe, ist ja kein Problem.

Natürlich wird es immer Leute geben, die ihre Macht für ihre eigenen, kranken Zwecke missbrauchen, das macht die Geschichte realistisch. Mein Problem ist, dass Lettke nicht als Bösewicht dargestellt wird.

Zuerst wird er uns eher als bemitleidenswert vorgestellt, um unser Mitgefühl zu erwecken. Etwas weniger als die Hälfte (schwer einzuschätzen vielleicht ist es auch etwa ausgeglichen) folgen wir ihm. Als Leser ist man in seinem Kopf und ich verstehe, dass er sich selber nicht als Bösewicht sieht. 

Aber gerade das Ende habe ich so empfunden, als das ich nochmals Mitgefühl für diesen Mistkerl haben sollte, als wollte der Autor das von seinen Lesern. Eugen Lettke ist einfach ein anderer Protagonist und zwischendurch kam es mir so vor, als sollten wir seine gestörten Machenschaften als normal ansehen. Ein Mensch wie jeder andere. Nein, nein und nochmals nein! Wenn man so einen Charakter erschafft, muss man seinen Lesern auch klarmachen, dass, was er tut einfach nur falsch ist.
Überhaupt nicht verstehen kann ich die exzessiven und wiederholten Beschreibungen der im Buch stattfindenden sexuellen Übergriffen. Diese tragen nichts zur Geschichte bei und sind aus meiner Sicht alles andere als angemessen.


Fazit

Das Buch basiert auf einer höchst interessanten Idee. Die Welt und ihre Regeln sind sorgfältig ausgearbeitet und bieten einen erschütternden Einblick in einen Ort, der keiner von uns bewohnen möchte. Ich persönlich störte mich an den einen zu grossen Teil des Buches einnehmenden Privatleben der Charaktere, vor allem da ich grosse Mühe hatte, die Darstellungsweise von Eugen Lettke zu akzeptieren. Ich sehe das Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Da es grundsätzlich wahnsinnig spannend ist, aber eben genauso problematisch.


Bewertung

⭐⭐⭐ /5

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