Hallöchen Bücherwürmer! In diesem Blogpost möchte euch ein besonderes Buch vorstellen. Ich bedanke mich herzlichst beim Verlag für das Rezensionsexemplar!💙
Eckdaten
Titel: Kompass ohne Norden
Autor: Neal Shusterman
Illustriert von: Brendan Shusterman
Übersetzt von: Ingo Herzke
Format: Hardcover
Seitenzahl: 335
Preis: 19.00 Euro
Verlag: Hanser
Der Autor
Neal Shusterman ist einer der erfolgreichsten amerikanischen
Autoren für Kinder und Jugendliche. Er wuchs in Brooklyn auf und studierte in
Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Kompass ohne Norden basiert
auf Shustermans Erfahrungen mit der Schizophrenie seines Sohnes und wurde 2015
mit dem National Book Award ausgezeichnet. Die deutsche Ausgabe erschien 2018
bei Hanser.
Inhalt
Einfühlsam, umwerfend, außergewöhnlich – Neal Shustermans
Roman über Schizophrenie aus der Sicht eines Betroffenen, ausgezeichnet mit dem
National Book Award
Caden hält sich für einen normalen Jungen. Doch sein
Verstand ist ein krankhafter Lügner, der sich auf fantastische Reisen begibt.
Manchmal befindet Caden sich auf dem Weg zum tiefsten Punkt der Erde im
Marianengraben, auf einem Schiff, auf dem die Zeit seitlich läuft wie eine
Krabbe, verwittert von Millionen Fahrten, die bis in die finstere Vergangenheit
zurückreichen. Und in der Realität lässt Cadens Verstand harmlose Dinge wie
einen Gartenschlauch zur tödlichen Gefahr werden. Als die Grenze zwischen
realer und fantastischer Welt verschwimmt, begreift Caden: In den Tagen der
Bibel hätte er vermutlich als Prophet gegolten, doch heute lautet die Diagnose:
Schizophrenie.
Meine Meinung
Gestaltung und Titel: Ein Junge, der eine Leine um die
Hüften gebunden hat und in der Tiefe treibt. Doch was, wenn die Leine nicht verankert
ist, sondern bloss in einem Gewirr endet? Das Cover passt unheimlich gut zum
Inhalt. Die Blautöne harmonieren perfekt mit den orangen Kontrasten.
Im Buch drinnen finden sich Illustrationen vom Sohn des Autors. Diese sind so ausdrucksstark, dass ich selbst jetzt noch Gänsehaut davon habe. Sie sind abstrakt und stellen trotzdem so viel dar.
Der Titel klingt wunderschön und ist genauso passend wie das Cover. Einerseits, weil es das Verlorensein repräsentiert und andererseits, weil es zu Caden Seefahrtswelt passt.
Schreibstil: Die Geschichte ist in der Gegenwart geschrieben. Normalerweise bin ich kein Fan des Präsens, aber bei «Kompass ohne Norden» ist es zielsicher eingesetzt. Diese Zeitform lässt den Leser nah an die Geschichte heran, was ebenfalls sehr gelungen ist.
Charaktere und Inhalt: Caden ist ein normaler Junge. Er zeichnet gerne, arbeitet mit seinen Freunden an einem Videospiel. Er versteht sich mit allen gut. Bis es eben nicht mehr so ist. Bis sein Gehirn sich gegen ihn wendet und ihn entführt in fremde Welten. Und auch wenn er einen Kompass in der Hand hält, woher soll er wissen, dass der Zeiger wirklich nach Norden zeigt? Was wenn er ihn nur in die Irre führen will? Was wenn er ihn umbringen will?
Cadens Geschichte mitzuerleben ist erschütternd. Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive erzählt, was dem Autor erlaubt unheimlich tief auf Cades Gefühle und Gedankengänge einzugehen. Der Autor vermischt die Realität mit der Wirklichkeit, bis man sich als Leser selbst in einem Ozean verliert. Bevor ich «Kompass ohne Norden» las, hatte ich mich nie gross mit dem Thema Schizophrenie auseinandergesetzt. Natürlich hatte ich schon davon gehört, aber für mich war es immer weit weg und unvorstellbar. Wie bitte sollte sich mein Gehirn gegen mich wenden? Wie kann ich etwas glauben, von dem ich weiss, dass es nicht wahr ist? Wie kann ich mich selbst so verlieren?
Neal Shustermans Buch liefert all die Antworten und mehr.
Die Tatsache, dass er Autor aus den Erfahrungen spricht, die er mit seinem Sohn
gemacht hat, lässt das Buch noch viel authentischer wirken.
Obwohl es sich nicht um ein Fantasybuch handelt hat das Buch ein fantastisches Element. Allerdings spielen sich diese Geschehnisse in Cadens Kopf ab. Seine Gedanken entführen in auf ein Schiff mit Gehirnen anstatt Raten und einem Papagei, der einen Anschlag auf seinen Kapitän plant, während dieser das Gleiche für den Papagei tut. Nichts ist wie es schein, alles kann sich jede Sekunde gegen dich wenden. Der Ozean ist ein passendes Symbol für Cades Verlorenheit. Obwohl diese Parallelwelt am Anfang etwas seltsam ist, veranschaulicht sie Cades Gedankenwelt und macht seine Gefühle zum Greifen nahe.
Fazit
«Kompass ohne Norden» ist in jederlei Hinsicht ein
beeindruckendes Buch. Voller Tiefe und Feingefühl gewährt es einen Einblick in
das verräterische Gehirn eines Jungen mit Schizophrenie. Doch das Buch soll
keine Angst machen, es zeigt, dass es am Ende jedes noch so langen, noch
so verworrenen Tunnel, den man mit einem kaputten Kompass betreten muss, ein Lichtlein
gibt.
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