Einen Charakter sterben zu lassen ist nicht einfach. Wenn ihr eure Zeit auch damit verbringt, seltsame Bücher zu schreiben, dann werdet ihr vermutlich wissen, wovon ich spreche. Einerseits ist es für den Autor schwierig. Während dem Schreiben wachsen einem die Charaktere immer mehr ans Herz, einen der Protagonisten umzubringen ist emotional äusserst belastend.
Allerdings ist es nicht bloss traurig, sondern auch kompliziert. Einen Charakter glaubwürdig ins Gras beissen zu lassen, birgt einen ganzen Haufen an Komplikationen mit sich:
1. Der Tod muss episch und glaubwürdig zugleich sein. Das heisst, man muss sich eine wirklich dramatische, herzzerreissende Szene ausdenken, die sich im Reich des Möglichen und Realistischen befindet, was tatsächlich alles andere als einfach ist.
2. Sinnvolle Folgen. Besonders wichtige Charaktere hinterlassen grosse Löcher. Allzu oft sieht man in Büchern, wie die Protagonisten eine Woche um die Wette trauern, bis es dem Autor zu langweilig wird und plötzlich alle so tun, als wäre nichts geschehen.
Nun gibt es aber eine klitzekleine Sache, die dieses Unterfangen zu einer echten Tortur macht: der vermeintliche Todesfall.
Ernsthaft, wie viele Fantasybücher kennt ihr, in denen die Hauptpersonen am Ende des Buches endgültig und unwiderruflich tot sind? Ich könnte sie an einer Hand abzählen.
Die Bücher allerdings, in denen einer der Protagonisten stirbt und von den Toten wieder zurückkommt, dafür bräuchte ich schon die Hände und Füsse meiner ganzen Verwandtschaft. Ich nenne dieses Phänomen "den vermeintlichen Todesfall".
Es ist absolut verständlich, wieso Autoren einen vermeintlichen Todesfall in ihr Fantasybuch einbauen. Denn ein vermeintlicher Todesfall bringt alle Vorteile mit sich, die auch ein normaler Charaktertod hat, ohne aber die Nachteile mit sich zu ziehen:
- Man bekommt eine schön dramatische Todesszene.
- Trauer und emotionale Zusammenbrüche können stattfinden.
- Eventuell hat der verstorbene Charakter mit seinem Tod ein Opfer gebracht, was die anderen aus einer verzwickten Situation befreit.
- Eventuell hat der verstorbene Charakter mit seinem Tod ein Opfer gebracht, was die anderen aus einer verzwickten Situation befreit.
- Dann aber kann man ihn zurückholen, es entstehen romantische Wiedervereinigungen und die Leser können ordentlich mitfiebern.
Oder besser gesagt könnten. In letzter Zeit sind mir so einige unrealistische vermeintliche Todesfälle untergekommen. Damit meine ich diejenigen, die man von Anfang an als solche entlarvt, drei Beispiele (Achtung Spoiler!):
1. Feyre und Rhysand aus der A-Court-of-Thornes-and-Roses-Reihe
In der Trilogie von Sarah J. Maas haben die beiden Protagonisten das Glück einander beim Sterben zuzusehen. An sich ja schön und gut, mit dem Problem, dass von Anfang an klar war, dass keiner der beiden auch tot bleiben würde. Bei beiden vermeintlichen Todesfällen handelt es sich natürlich um selbstlose Opfer, die das Überleben der restlichen Charaktere sichern sollten. Allerdings konnte ich bei diesen vermeintlichen Todesfällen nicht wirklich mitfiebern, eben weil mir von Anfang an klar war, dass sie im nächsten Kapitel wieder putzmunter sein würden. Hier finde ich es besonders öde, dass Feyre und Rhysand sogar auf die exakt gleiche Weise gerettet werden...
2. Mal aus der Grisha Trilogie
In Band drei wird das grosse Geheimnis um den dritten Machtverstärker gelüftet. Dabei handelt es sich um Alinas Love-Interest, den Spurensucher Mal. Ich weiss nicht, wie es euch dabei gegangen ist, aber von dieser Sekunde an, war mir klar, dass Mal sich opfern würde. Logisch, dass er nicht tot bleiben könnte, sonst müsste Alina sich ja in Nikolai verlieben. Während des Showdowns stirbt er also kurz, nur um dann gleich wieder aufzuerstehen.
3. Jeder Charakter in The Vampire Diaries
Ohne Witz, vermutlich jeder der wichtigen Hauptfiguren stirbt im Laufe der Geschichte mehr als einmal. Es ist fast so, als müsste man überrascht sein, wenn jemand tatsächlich tot bleiben würde.
Was habt ihr zum vermeintlichen Todesfall zu sagen? Lasst es mich doch in den Kommentaren wissen!💖
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